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Bodenkundliche Grundbegriffe

Bodentyp

Jeder Boden ist aus einem Ausgangsmaterial, dem Muttergestein hervorgegangen. Unter der Einwirkung des Klimas, der Vegetation, der Bodentiere, der Mikroorganismen, der Arbeit des Menschen, der Oberflächenform und der Transportkräfte Wasser, Wind und Schwerkraft bilden sich je nach der Stärke und Einwirkungsdauer dieser Faktoren Böden, die in Abhängigkeit von den Entstehungsvoraussetzungen bestimmte lithogene (d.h. aus dem Muttergestein stammende) und pedogene (d.h. durch die Bildungsprozesse hervorgerufene) Eigenschaften aufweisen. Böden mit ähnlichen Eigenschaften und ähnlichem bzw. im Prinzip gleichem Profilaufbau bilden einen Bodentyp.
Die in Abhängigkeit von den bodenbildenden Prozessen entstandenen Böden sind keineswegs in einem unveränderlichen stabilen Endzustand. Jede Änderung der Außenfaktoren verschiebt das Kräfteverhältnis und bewirkt eine Weiterentwicklung, bis sich wieder ein gewisses Gleichgewicht einstellt.
Mit dem Bodentyp, der meist durch Konvention einen bestimmten Namen erhalten hat, ist also ein Komplex von Eigenschaften verbunden, die für die Standortsbeurteilung maßgebend sind. Es ist allerdings nicht möglich, mit dem Bodentyp a l l e wesentlichen Eigenschaften zum Ausdruck zu bringen; manche wichtige Merkmale variieren sehr stark innerhalb einzelner Typen, z.B. die Bodenart, der Steingehalt, der Humusgehalt, die Humustiefe, die Gründigkeit, der Kalkgehalt, die Wasserverhältnisse und die Reaktion. Es sind daher zum Bodentyp sehr oft noch ergänzende Angaben notwendig. In der Legende zur Bodenkarte 1:25.000 sind daher neben Bodentyp und Ausgangsmaterial weitere wichtige Angaben zu finden.


Systematik der Böden Österreichs

Bereich Typengruppe Gliederungskriterien Bodentyp
Böden
im
Grundwasserbereich
MOORE
und
ANMOORE
vorwiegend organogen Hochmoor
Übergangsmoor
Niedermoor
vorwiegend minerogen Anmoor
AUBÖDEN Tallage, Reifungsgrad Rohauboden
Grauer Auboden
Brauner Auboden
Grabenlage Schwemmboden
GLEYE ebene Lage, Muldenlage;
Vernässungsgrad
(Typischer) Gley
Extremer Gley
Hanglage Hanggley
SALZBÖDEN freie Salze Solontschak
freie und gebundene Salze Solontschak-Solonetz
gebundene Salze Solonetz
Landböden ROHBÖDEN fest oder grobklastisch Gesteinsrohboden
feinklastisch Lockersediment-Rohboden
RENDSINEN
und
RANKER
kalkig Eurendsina
kalkig-silikatisch Pararendsina
silikatisch Ranker
SCHWARZERDEN im Pannon - kalkig-silikatisch Tschernosem
im Pannon - silikatisch Paratschernosem
im Pannon - einst semiterrestrisch Feuchtschwarzerde
außerhalb des Pannon-Gebietes Gebirgsschwarzerde
BRAUNERDEN nicht lessiviert - Gestein oder Schutt Felsbraunerde
nicht lessiviert - Schotter od. feinklastisch Lockersediment-Braunerde
lessiviert Parabraunerde
PODSOLE schwach podsoliert Semipodsol
stark podsoliert (Typischer) Podsol
PSEUDOGLEYE ebene Lage - Vernässungsgrad (Typischer) Pseudogley
Extremer Pseudogley
Stagnogley
Hanglage Hangpseudogley
RELIKTBÖDEN Reliktpseudogley
Konsistenz plastisch Braunlehm
Rotlehm
Konsistenz "erdig" Roterde
Atypische
Böden
ORTSBÖDEN extreme Farbe durch Ausgangsmaterial Farb-Ortsboden
extreme Textur Textur-Ortsboden
extreme Dichtlagerung Struktur-Ortsboden
GESTÖRTE
BÖDEN
durch Abtragung Restboden
durch Pflugbearbeitung Kulturrohboden
durch Rigolbearbeitung Rigolboden
durch Bearbeitung und Humusanreicherung Gartenboden
SCHÜTTUNGSBÖDEN durch künstliche Verlagerung Haldenboden
Planieboden
durch natürliche Verlagerung Kolluvium

Subtypen

Eine weitere Aufgliederung des Typenschemas durch zusätzliche Begriffe (Zusatzsymbole):
Es kann z.B. eine Felsbraunerde aus kalkhaltigem (k) oder aus kalkfreiem (s) Ausgangsmaterial hervorgegangen sein; die sich ergebenden Subtypen heißen kalkhaltige Felsbraunerde (kFB) und kalkfreie Felsbraunerde (sFB). Ist der Kalk einer kalkhaltigen Felsbraunerde aus dem oberen Teil des Bodens durch hohe Niederschläge ausgewaschen, so entsteht eine entkalkte Felsbraunerde (eFB).
Sehr häufig treten Vergleyungen durch Grundwasser oder Tagwasser auf, die jedoch nicht so stark sind, dass der Boden zu einem Gley oder einem Pseudogley umgeprägt worden ist; man spricht dann z.B. von einer pseudovergleyten, kalkfreien Lockersediment-Braunerde (psLB). Weitere Veränderungen werden durch die Zusätze verbraunt (b), podsolig (o), versalzt (z) u.dgl. ausgedrückt.


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