Bodenkundliche Grundbegriffe

Wasserverhältnisse

Darunter ist jene von vielen Faktoren (Niederschlags- und Grundwasserver- hältnisse, Bodenart, Humusverhältnisse, Durchlässigkeit, Speicherkraft, Verdunstung und dergleichen) abhängige Aussage zu verstehen, die feststellt, ob ein Standort sehr trocken, trocken, mäßig trocken, gut versorgt, mäßig feucht, feucht oder naß ist. Für die Landwirtschaft sagen diese Begriffe etwa folgendes aus:

"sehr trocken": Völlig unzureichende Wasserversorgung, Wasser immer im Minimum, Pflanzen völlig von den Niederschlägen abhängig. Auch für Trockenheit vertragende Feldfrüchte herabgesetzte Ertragsmöglichkeit.
"trocken": Keine ausreichende Wasserversorgung, daher nur für Feldfrüchte mit geringen Feuchtigkeitsansprüchen geeignet. Kein empfehlenswerter Grünlandstandort; als Grünland nur zu verwenden, wenn keine andere Nutzung möglich ist.
"mäßig trocken" (= zur Trockenheit neigend): Im allgemeinen ausreichende Wasserversorgung, aber in Trockenperioden Engpässe in der Versorgung der Kulturen. Geeignet für Feldfrüchte mit mittleren Feuchtigkeitsansprüchen. Grünlanderträge im allgemeinen von hoher Qualität, aber geringer Quantität. In Tallagen Trespenwiesen mit Glatthafer oder Glatthaferwiesen (mit Knaulgras), in Berglagen Goldhaferwiesen (mit Knaulgras).
"gut versorgt": Gute Wasserversorgung, weder zuviel noch zu wenig Wasser. Geeignet für Feldfrüchte mit mittleren bis hohen Feuchtigkeitsansprüchen. Grünlanderträge von hoher Qualität und hoher Quantität (Glatthafer bzw. Goldhafer- Schwingel-Knaulgraswiesen).
"mäßig feucht": Reichliche Wasserversorgung. Geeignet für Feldfrüchte mit hohen Feuchtigkeitsansprüchen. Im klimatisch feuchteren Gebiet für Ackerkulturen nur mehr bedingt geeignet. Grünlanderträge von guter Qualität und hoher Quantität (Glatthafer- bzw. Goldhafer-Schwingel-Fuchsschwanz-Knaulgraswiesen).
"feucht": Zu reichliche Wasserversorgung, im Frühjahr ist der Boden oft vernässt, für Ackerkultur bedingt, zum Teil nicht geeignet. Grünlanderträge von geringer Qualität, allerdings aber (oft) hoher Quantität (Schwingel-Fuchsschwanzwiesen mit minderwertigen Kräutern und Gräsern).
"nass": Ständiger Wasserüberfluß infolge extremen, dauernden Grundwassereinflusses. Für Ackerkultur nicht geeignet. Grünlanderträge schlechtester Qualität (meist Streuwiesen, Kleinseggenbestand).

Bei der Beurteilung der Wasserverhältnisse werden Überfeuchtungen, die eine unmittelbare Folge der Witterung sind, unbeachtet gelassen, soweit dies möglich ist. Im Grünland kann die Beobachtung der Vegetationsverhältnisse eine gute Hilfe bei der Beurteilung der Wasserverhältnisse sein.

Jeder Boden weist im Laufe des Jahres Schwankungen in seiner Durchfeuchtung auf. Wenn aber an bestimmten Standorten zu gewissen Zeiten infolge des Reliefs, der Textur und mangelnder Durchlässigkeit (Staukörper) Tagwasserstau auftritt, in anderen Jahreszeiten hingegen infolge des Mangels an Niederschlägen mehr oder minder extreme Trockenheit herrscht, so liegt "Wechselfeuchtigkeit" vor. Eine nähere Charakterisierung dieser Beurteilung kann durch die Angabe, ob die feuchte oder trockene Phase überwiegt, erfolgen.

Der Wasserhaushalt eines Bodens wird also nicht nur von der Niederschlagsmenge und Niederschlagsverteilung des Standortes, sondern auch von der Verdunstung, von der Durchlässigkeit des Bodens (Permeabilität), von der Speicherkaft (Kapazität) und von der Wasseraufstiegsmöglichkeit (Kapillarität) sowie dem Grundwasser- bzw. Hangdruckwassereinfluss, geprägt. Außerdem spielen die Oberflächenverhältnisse des Standortes eine große Rolle.


weiter zu Flecken und Konkretionen