Bodenkundliche Grundbegriffe

Kalk

Unter der Kurzbeschreibung Kalk ist der Gehalt des Bodens an Kalzium- und Magnesiumkarbonat zu verstehen. Je nach dem Ausgangsmaterial für die jeweilige Bodenbildung kann im Boden viel oder wenig oder gar kein Kalk vorhanden sein. Daraus ergeben sich nicht nur verschiedene Bodentypen, sondern auch unterschiedliche Standortsbestimmungen.

Der Kalkgehalt im Boden hängt zwar in erster Linie vom Muttergestein ab, doch kann der Kalkanteil des bodenbildenden Materials oder des Bodens auch durch Auswaschung (Lösung und nachfolgende Verlagerung in die Tiefe), die man Entkalkung nennt, stark herabgesetzt werden, ja sogar völlig verloren gehen. Dies ist meist mit einer Verschlechterung der Standortsbedingungen verbunden.

Im Allgemeinen wirkt Kalk im Boden stabilisierend. Es entsteht bei Anwesenheit von Kalk leichter eine gute Bodenstruktur, genügend Kalk im Boden bewirkt eine günstige Bodenreaktion und die Bildung guter Humusformen. Das Bodenleben ist dann intensiver, die Erwärmbarkeit des Bodens wird höher.

Unter gewissen Umständen kann jedoch viel Kalk auch ungünstig wirken. So sind kalkreiche Böden, die seichtgründig sind, oft sehr wasserdurchlässig und daher austrocknungsgefährdet. Sehr hoher Kalkgehalt kann auch durch Bindung oder Blockierung bestimmter Stoffe die Pflanzenernährung stören und dadurch zu Schäden führen; dies gilt vor allem für den Wein- und Obstbau, wo auf die Kalkverträglichkeit der Unterlagen geachtet werden muß.

Viel ernster jedoch sind die Schäden, die bei völliger Kalkfreiheit in Böden entstehen können. Unter solchen Bedingungen versauert der Boden, d.h., es stellt sich eine ungünstige Bodenreaktion ein (siehe "Bodenreaktion").

Es ist daher naheliegend, dass der Kalkgehaltsbestimmung bei der Bodenkartierung sowohl im Gelände als auch im Laboratorium große Wichtigkeit beigemessen wird.

Kalkgehalt abschätzen Im Gelände dient (verdünnte) Salzsäure zur Abschätzung des Kalkgehaltes

Man unterscheidet folgende Stufen des Karbonatgehaltes:

kalkfrei kein Karbonatgehalt
kalkarm unter 0,5 % Karbonat
schwach kalkhaltig 0,5 - 1,5 % Karbonat
mäßig kalkhaltig 1,5 - 5,0 % Karbonat
stark kalkhaltig über 5,0 % Karbonat

Außer der im Boden enthaltenen Kalkmenge (bei extrem hohen Werten wird ausdrücklich darauf hingewiesen) spielen für die Wirksamkeit des Kalkes die chemische Zusammensetzung des Karbonates, die Feinheit der Karbonatteilchen, die Bodenart und die Wasserverhältnisse eine Rolle. Es ist daher wichtig, nicht nur den Kalkgehalt festzustellen, sondern auch seine Auswirkung; dies erfolgt bei der Bestimmung der Bodenreaktion.
Das im Kalk enthaltene Kalzium ist ein Pflanzennährstoff. Bei Kalziummangel kann es zu Wachstumsstörungen an Pflanzen und bei Tieren kommen, doch sind solche Schäden sehr selten, weil der Kalziumbedarf der Pflanzen nicht hoch ist und fast in allen Fällen aus dem Boden noch gedeckt werden kann.

Bodenreaktion

Als Ergebnis sehr komplizierter Vorgänge im Boden (Austausch-, Umsetzungs- und Spaltungsvorgänge) befinden sich in der Bodenlösung mehr oder minder große Mengen von freien Wasserstoff-Ionen (H-Ionen); darunter versteht man elektrisch geladene Wasserstoffatome. Viele Bodeneigenschaften werden von der jeweils in einem Boden vorhandenen Konzentration an freien Wasserstoffionen maßgeblich beeinflusst. Es ist daher wichtig zu wissen, wie hoch ihre Konzentration ist, mit anderen Worten, welche Reaktion ein Boden hat.

Die Bodenreaktion kann elektrometrisch gemessen werden. Der ermittelte Wert heißt pH-Wert. Ist die H-Ionen-Konzentration hoch, dann ist der pH-Wert niedrig und der Boden wird als "sauer" bezeichnet. Bei niedriger H-Ionen-Konzentration ergibt sich ein hoher pH-Wert; es liegt dann ein "alkalischer" Boden vor. Bei mittlerer H-Ionen-Konzentration spricht man von einem neutralen Boden.

Manche Pflanzen gedeihen in einem bestimmten pH-Bereich besonders gut, im allgemeinen ist jedoch eine neutrale Bodenreaktion am günstigsten, weil sie für die meisten Kulturpflanzen gute Wachstumsbedingungen bietet.

Die Bodenreaktion oder der Säuregrad ist aber nicht nur für die Pflanze, sondern auch für den Boden von ausschlaggebender Bedeutung. Er beeinflusst die Struktur und das Gefüge des Bodens, die Bereitschaft zur Tonverlagerung und zur Verdichtungsbildung, die Durchlüftbarkeit und die Wasserleitfähigkeit, das Bodenleben und damit die Umsetzung der organischen Substanz.

pH-Wert unter 4,6 stark sauer
pH-Wert 4,6 - 5,5 sauer
pH-Wert 5,6 - 6,5 schwach sauer
pH-Wert 6,6 - 7,2 neutral
pH-Wert 7,3 - 8,0 alkalisch
pH-Wert über 8,0 stark alkalisch

Analysemethoden
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